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Verein für Augsburger Bistumsgeschichte
Jahrbuch, 47. Jahrgang, Augsburg 2013

Die ehemalige, im Bistum Augsburg gelegene Fürstpropstei Ellwangen war ursprünglich eine im 8. Jahrhundert gegründete benediktinische Reichsabtei, die 1460 in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt wurde. Die Pfründen dieses exemten Stifts waren sehr begehrt, so daß dort Adelssöhne aus den vornehmsten Familien ihr Auskommen suchten. Bis zu seiner Aufhebung am Beginn des 19. Jahrhunderts galt es deshalb als hospitale nobilum, das heißt als bevorzugte Versorgungsstätte des Adels, und kann von daher geradezu als klassischer Mustertypus dynastischer Reichskirchenpolitik betrachtet werden.

Die personelle Besetzung der Dignitäten und Ämter richtete sich nach den Bestimmungen des Wiener Konkordats von 1448. So gehörten dem Stiftskapitel zwölf adelige Kanoniker und zehn Chorvikare an. An der Spitze dieses Gremiums stand der Fürstpropst, der vom Kollegiatkapitel frei gewählt wurde. In seiner Stellung als geistlicher Reichsfürst war dieser nicht nur ein hoher kirchlicher Würdenträger, sondern gleichzeitig auch ein weltlicher Herrscher mit einem eigenen, etwa 500 Quadratkilometer umfassenden Territorium. Er verkörperte demnach sowohl geistliche wie auch weltliche Gewalt in einer Person.

Seit Bestehen haben insgesamt 20 mehr oder weniger bedeutende Fürstpröpste die Geschicke dieser geistlichen Residenz gelenkt. Als Angehörige des Reichsadels haben sie während dieser Zeit die Bedeutung und den Bekanntheitsgrad Ellwangens weit über die regionalen Grenzen hinaus gefördert. So amtierten Ellwanger Stiftspröpste zeitweilig als Erzbischöfe bzw. Bischöfe von Trier, Mainz, Regensburg, Würzburg, Worms und Eichstätt oder als Hochmeister des Deutschen Ritterordens. Nicht wenige Repräsentanten aus ihren Reihen stehen aber auch mit ihrem Namen für die vielfältigen Beziehungen und Querverbindungen des Stifts zum Bistum und Domkapitel Augsburg.

Doch trotz dieser offensichtlichen historischen Signifikanz, die sich in diesem Falle geradezu aufdrängt, fehlte bislang eine zeitgemäße, für Forscher und Laien gleichermaßen geeignete biographische Zusammenstellung der ehemaligen geistlichen Regenten von Ellwangen.
Wer zu Informationen über ihre Person und das historische Umfeld kommen wollte, war größtenteils auf antiquarisches Schrifttum angewiesen. Ein modernes Handbuch über ihre Lebensbilder in systematischer Form wurde deshalb von Interessenten schon lange erhofft — um nicht zu sagen herbeigewünscht.

Vor diesem Hintergrund ist es deshalb auch für die Augsburger Bistumsgeschichte ein besonderes Ereignis, daß durch den renommierten Geschichts- und Altertumsverein Ellwangen unlängst eine chronologische Auflistung der ehemaligen Fürstpröpste in Form eines repräsentativen Prachtbandes herausgegeben worden ist.
Als Verfasser dieses verdienstvollen und - laut Pressespiegel - viel gewürdigten Werkes hat sich Matthias Steuer, der Leiter des Ellwanger Schloßmuseums, rühmlich hervorgetan. Besonders ausgewiesen durch seine spezifische Verwurzelung mit der Geschichte vor Ort hat er sich diesem Desiderat mit großer Sachkenntnis angenommen und durch den erfreulichen Ertrag seiner Studien nicht nur in der Fachwelt große Beachtung erlangt.
Das Herzstück seiner mit umfangreichem Bildmaterial versehenen Monographie bildet ein Personenkatalog der früheren Ellwanger Regenten, der den alten Forschungsstand endlich ablöst und die durch den Zeitfortschritt erweiterten Erkenntnisse wie auch den angewachsenen aktuellen Literaturbestand umfänglich erfasst und verwertet. Ferner wird durch diese Abhandlung erstmals ein beträchtliches vom Autor selbst eruiertes Quellenmaterial zugänglich und für die weitere Forschung dokumentiert.
Schon das Inhaltsverzeichnis macht deutlich, unter welcher Vielzahl von Aspekten der Verfasser sein Thema untersucht und welche Fülle an Material er hierfür aufbereitet hat. Oberstes Ziel ist es, dem Leser narrativ und dadurch möglichst anschaulich einen Gang durch die vergangenen Jahrhunderte zu ermöglichen.
In diesem Sinne bietet Steuer auf über 350 Seiten einen thematischen Rahmen, der die wichtigsten Informationen zu den Fürstpröpsten bietet und zwar derart, daß sowohl Fachleute, als auch interessierte Laien davon profitieren.

Der greifbare Wert des Buches liegt dabei in der vorbildlichen Methode, mit der der Autor sein Thema behandelt. Überzeugend ist hier sicherlich der kulturhistorisch orientierte Ansatz. Demnach finden sich zwischen den einzelnen Lebensbeschreibungen Erzählungen und Ereignisse, die zur Geschichte des Alltags am Fürstenhofe aufschlussreiche Details beitragen und interessante Einblicke in das damalige höfische Leben ermöglichen. Durch diese geglückte Verbindung zwischen interessanten Einzelereignissen und den ihnen zugrundeliegenden strukturellen Gegebenheiten werden auch Einsichten in größere Zusammenhänge eröffnet.
Das Buch verbindet in höchst eindrucksvoller Weise wissenschaftliche Innovation und Forschung mit einer allgemeinverständlichen Darstellung. Man lasse sich allerdings von der gefälligen, einem breiten Publikum zugewandten Präsentation des Bandes nicht täuschen. Der Verfasser ist ganz den Quellen verpflichtet, schöpft aus ihnen und lässt sie sprechen. Klar und schnörkellos berichtet er das Wesentliche und informiert darüber verständlich, wie zuverlässig.

Das ganze Buch ist ansprechend und großzügig ausgestattet. Nicht selbstverständlich sind die zahlreichen Abbildungen, aus denen sich häufig zusätzlicher Erkenntnisgewinn erschließt.
Das Layout leistet ferner einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung der Inhalte. Es trägt ganz wesentlich zur Strukturierung der Inhalte bei und vermag damit dem Leser die Orientierung zu erleichtern.
Dass die Anmerkungen als Endnoten gestaltet und diese nach den einzelnen Kapitel an das Ende des Buches angefügt sind, macht die Lesbarkeit für die Allgemeinheit leichter, stellt zugleich aber auch die Ansprüche des historischen Forschers zufrieden.

Den informativen Band beschließen ein Literatur- und Abkürzungsverzeichnis sowie ein Glossar, das viele fachspezifische Termini erklärt und dem Laien näherbringt.Das Werk kann aufgrund seiner fachlichen Qualität wie auch seiner Ausstattung durchaus als substanzieller Beitrag zur Augsburger Bistumsgeschichte bewertet werden, das jedem Betrachter Freude und Gewinn bringen wird.

 

Dr. Walter Ansbacher
2. Vorsitzender und Geschäftstellenleiter
des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e.V.
www.bistum-augsburg.de




Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte

71. Jahrgang 2012, Stuttgart: W. Kohlhammer 2012

 Der letzte Überblick über die Äbte und Fürstpröpste von Ellwangen erschien im Jahr 1914 in einem kurzen Sonderdruck der Ellwanger Jahrbücher (vgl. das Vorwort von Joachim Renschler). Wäre dies allein nicht schon Grund genug, hier eine Aktualisierung und Weiterführung vorzulegen, so wählte Matthias Steuer mit dem hundertjährigen Jubiläum des Ellwanger Schlossmuseums, dessen Leiter er ist, auch einen würdigen Anlass, dieses beeindruckende Stück Herrschaftsgeschichte aufzuzeigen und einem breiten Leserkreis nahezubringen.

 

Er bietet in dem zu besprechenden Werk einen beeindruckenden Überblick, der im 8. Jahrhundert beginnt: Drei ausgewählte mittelalterliche Äbte, Hariolf, Ermenrich und Kuno I., behandelt er aufgrund der spärlichen Quellenlage knapp, wobei er seine Ausführungen anschaulich durch literarische Quellen und Zeugnisse der bildenden Kunst ergänzt. Nach einem kurzen Abriss zum Übergang vom Kloster zum Chorherrenstift folgen dann alle Fürstpröpste chronologisch von 1460 bis zum Ende der fürstpröpstlichen Herrschaft 1802/03 in teils kürzeren, teils längeren „Biogrammen“, wie Steuer sie nennt (S. 20). Das diese Lebensbeschreibungen nicht nur lokal- und regionalgeschichtlich interessant sind, versteht sich von selbst, stammen zentrale Fürstpröpste doch aus großen Familien wie den Wittelsbachern, Wettinern und der Familie Schönborn. Steuer konzentriert sich zwar auf die Ellwanger Aspekte ihrer Aktivitäten, dennoch zeigen sich zahlreiche Verknüpfungen mit der Geschichte des Reiches.

 

In den kurzen, einführenden Biogrammen stellt der Autor vor allem die wichtigsten Fakten zu Leben und Herrschaft zusammen. Der wahre Reichtum aber liegt in den jeweils nachfolgenden Kapiteln zu Kultur und Kunst der Fürstpröpste. Hier schöpft Steuer anschaulich und –nicht nur durch die Abbildungen– sehr farbig aus seinem großen Wissen als Leiter des Schlossmuseums. Er führt in Titulatur, die Wappen und die Insignien der Fürstpröpste ein, stellt liturgische Besonderheiten und die Hofmusik vor und präsentiert die bildende Kunst und Gedichte, die am Hof entstanden, ebenso wie etwa eine barocke Krippe zur Hochzeit zu Kana, die den fürstpröpstlichen Hof widerspiegelt. Aber auch aus dem Schatz der Anekdoten wird dem Leser Interessantes und Unterhaltsames geboten: So erlebt er die Entführung Franz Ludwigs von Pfalz-Neuburg mit, der –bekleidet nur mit dem Schlafrock– aus dem Kurort Schlangenbad von einer Freibeuterbande verschleppt wurde, folgt dem Hofalltag Clemens Wenzeslaus´ von Sachsen anhand eines zeitgenössischen Berichts und geht mit dem gleichen Fürstpropst auf Wildschweinjagd. Das letzte Kapitel widmet sich dann der Säkularisation und damit dem Ende der Fürstpropstei.

 

Nach dem Text- und Bildteil folgen neben Anmerkungen, Literaturverzeichnis (beides leider sehr klein gedruckt) und Abkürzungsverzeichnis eine Überblicksliste über alle Äbte und Fürstpröpste sowie ein Glossar, das fundiert und dennoch für den allgemeinen Leserkreis gut verständlich zentrale Begriffe zur Thematik des Buches erläutert. (Das man einen mittelalterlichen Ministerialen eigentlich nicht einfach als „Beamten“ bezeichnen kann, sei an dieser Stelle nur kurz erwähnt; in einem solchen Werk für die breitere Öffentlichkeit erscheint es vielleicht vertretbar.)

 

Steuer arbeitet mit umfangreicher Literatur, die er sorgfältig belegt. Archivische Quellen zieht er jedoch seltener heran und belegt Quellenzitate manchmal nur über Sekundärliteratur. Sehr gelungen ist die Struktur der Anlage, so dass die einzelnen Kapitel unabhängig voneinander verständlich sind. Der Leser kann sich so das Buch als Gesamtwerk „vornehmen“, es aber auch als Nachschlagewerk nutzen und gezielt das Kapitel zu einem bestimmten Fürstpropst lesen.

 

Das ganze Buch ist ansprechend und großzügig ausgestattet. Es bietet beeindruckende Abbildungen, die passend gewählt und sorgsam präsentiert werden. Dass allerdings die Anmerkungen als Endnoten gestaltet und diese auch noch nach den einzelnen der zahlreichen Kapitel gegliedert sind, mach den Anmerkungsapparat sehr unübersichtlich und mühsam zu nutzen.

 

Insgesamt gilt es aber nicht nur, die großartige Ausstattung des Buches hervorzuheben, sondern auch die gut lesenden und gleichzeitig fundierten Ausführungen des Autors. Steuer schreibt in der Einführung, dass er ein Überblickswerk auf Basis der einzelnen, teils schwer zugänglichen Einzelveröffentlichungen bieten will. Das gelingt ihm sehr gut und in ansprechender Form.

 

Wolfgang Krauth


Blickpunkte. Mitteilungen der Freunde der Ellwanger Gymnasien,
Nr. 9/2011, S. 16/17


Ellwangen war über 100 Jahre eine katholische geistliche Residenz, von der Gründung im Jahre 764 als Benediktiner-Abtei über die Fürstpropstei bis zur Säkularisation im Jahre 1803. Die geistliche und weltliche Herrschaft wurde in diesem Kleinstaat gleicherweise von den mehr als 40 Äbten und 20 Fürstpröpsten ausgeübt. Beinahe wäre Ellwangen dann noch Sitz des neuen Bistums geworden. Doch der neue württembergische König Wilhelm favorisierte nicht Ellwangen, sondern Rottenburg am Neckar.

Die Geschichte der Fürstpropstei Ellwangen zwischen 1460 und 1803 ist nun in dem soeben erschienenen Buch "Ihro fürstliche Gnaden ... . Die Fürstpröpste von Ellwangen und ihre Kultur" von Matthias Steuer, dem Leiter des Ellwanger Schlossmuseums, neu erarbeitet und präsentiert worden. In dem stattlichen Band, zugleich Nachschlagewerk wie Lesebuch, bestens mit neuen Bildern und Dokumenten illustriert, spiegeln sich nicht nur die politischen Verbindungen der meist hochrangigen Fürstpröpste oder ihre vielseitige Bautätigkeit in Ellwangen, zumeist zu Zeiten der Renaissance und des Barocks. Matthias Steuer schildert auch das Leben am Hofe, deutet die Frömmigkeit der geistlichen Herrscher oder auch das überaus strenge Regiment bei der Verfolgung angeblicher Hexen.

Dass in einem solchen Kleinstaat nicht eben nur Kleingeist herrschte, beweist ein Blick auf das damalige Ellwanger Schulwesen. Fürstpropst Johann Rudolf von Rechberg ermöglichte es etwa den Jesuiten, im Jahre 1657 die damalige Klosterschule zu einem Voll-Gymnasium auszubauen - das zweite dieser Art im heutigen Württemberg. Stiftsdekan Ignaz Desiderius von Peutingen, Stellvertreter des Propstes, hinterließ der Schule eine komplette Sammlung mathematisch-naturwissenschaftlicher Geräte, noch heute im Tresor des Ellwanger Gymnasiums. Und das Schulsystem des letzten Ellwanger Fürstpropstes Clemens Wenzeslaus war besser als das des Königs von Württemberg.

Amüsantes darf in dem Buch von Matthias Steuer nicht fehlen. So entging Fürstpropst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Hoch- und Deutschmeister, im Jahre 1709 nur knapp einer Entführung. Er wurde in Schlangenbad im Rheingau von einer französischen Räuberbande überfallen, doch die örtlichen Bauern und Winzer konnten ihn wieder befreien.

Clemens Wenzeslaus, ein Sohn des Königs von Sachsen, liebte die Jagd auf Wildschweine. Zu den Treibjagden rund um das Ellwanger Schloss waren auch viele Gäste geladen, sodass die Jagd mit wilder Geselligkeit bei deftigem Schmaus und Trank endete.

Dem Autor ist es gelungen, das Leben in der Residenz, nicht nur am Hofe, sondern auch in der Stadt und in der Herrschaft, die bis Oberkochen und Bühlertann reichte, zu beschreiben und lebendig werden zu lassen. Er hat umfangreiches, bisher unbekanntes Quellenmaterial ausgeschöpft. Die hervorragende Illustration mit farbigen Porträts, mit Landschaften und Palästen, mit Original-Dokumenten und Skizzen fesseln den Leser von der ersten Seite an.
 

Dr. Rudolf Grupp


 

Xaver. Das Kultur- und Veranstaltungsmagazin für Ostwürttemberg,
Juli 2011

 

Es scheint auf den ersten Blick paradox: Im Zug der Globalisierung erfährt besonders die Regional- bzw. Heimatgeschichte eine zunehmende Bedeutung und Popularität. Doch gerade sie ist es, die einer sich verschärfenden modernen kulturellen Nivellierung entgegenwirkt, Identität kreiert und Regionen Eigenstellungsqualitäten verschafft. Matthias Steuers verdienstvolle, umfassend recherchierte Monographie „‘Ihro fürstliche Gnaden….‘ Die Fürstpröpste von Ellwangen und ihre Kultur.“ zeigt ferner, dass Regionalgeschichte immer auch im größeren Kontext zu begreifen ist. Das Thema der Fürstpröpste atmet per se schon diesen größeren Atem der Geschichte; die meisten der hochwohlgeborenen Herren, die das geistliche Fürstentum Ellwangen zwischen 1461 bis zur Säkularisation 1803 verwalteten,
amtierten gleichzeitig als hohe und höchste Würdenträger in anderen Regionen des Alten Reichs, waren Bischöfe von Trier, Mainz, Regensburg, Würzburg, Worms oder Eichstätt oder Hochmeister des Deutschen Ritterordens. Matthias Steuer, als Leiter des Ellwanger Schlossmuseums ausgewiesener Experte des Themas, lässt die Zeit wieder auferstehen, als Ellwangens Kopfsteinpflaster von den Kutschen der Herren von Schönborn, Fugger, Pfalz-Neuburg oder Waldburg widerhallte. Dass das glanzvolle Zeitalter der Fürstpröpste mit Clemens Wenzeslaus, Prinz von Polen und Herzog zu Sachsen aus dem Haus der albertinischen Wettiner seinen Schwanengesang erlebte, zeigt abschließend noch einmal den internationalen Charakter des Visionen von Nationalstaaten, sondern von Dynastien bestimmt war.

Dr. Thomas Freller

 

museums.brief. Landesstelle für Museumsbetreuung Baden-Württemberg
2/2011

Das weltliche Chorherrenstift Ellwangen ist aus einer im 8. Jahrhundert gegründeten Benediktinerabtei hervorgegangen. Die 1460 gegründete Fürstpropstei wurde seit dem 17. Jahrhundert zum begehrten Objekt reichspolitischer Interessen. Während die Fürstpröpste zunächst aus Familien der schwäbischen reichsunmittelbaren Ritterschaft stammten, kamen sie zu Ende des 17. und im 18. Jahrhundert aus dem Hochadel. Namen wie Pfalz-Neuburg, Schönborn und Wettin zeugen von der Glanzzeit des fürstlichen Stifts. Durch Anhäufung von Ämtern hatten die Fürstpröpste großen Einfluss im "Alten Reich" und bekleideten hohe kirchliche und weltliche Positionen in Trier, Mainz, Worms oder Regensburg. Kurze Porträts der zwanzig Fürstpröbste, die in Ellwangen bis 1802 regiert haben, bilden das Gerüst des Bandes. Dazwischen sind jeweils in sich abgeschlossene Kapitel mit kulturgeschichtlicher Thematik gestreut, die einen anekdotenreichen Gang durch die Jahrhunderte absolvieren, und den Leser zu kurzweiliger Lektüre animieren. Der Autor, Leiter des Ellwanger Schlossmuseums, kann auf langjährige Erfahrung aus Besucherführungen zurückgreifen und weiß deshalb, seinen Stoff auch für historisch weniger beschlagene Leser interessant aufzubereiten. Das flüssig geschriebene und gut bebilderte Buch versteht sich ausdrücklich als regional- und lokalgeschichtliche Publikation für diejenigen, die den historischen Hintergrund für die tägliche Begegnung mit den Spuren der fürstpröpstlichen Zeit am historischen Schauplatz Ellwangen genauer kennen lernen möchten, ohne sich in die historische Fachliteratur einlesen zu müssen. Dabei hilft ein umfangreiches Glossar am Ende des Bandes. Gleichwohl ist die weiterführende Literatur im Fußnotenverzeichnis präsent.


Buchvorstellung 19. April 2011, Thronsaal Schloss Ellwangen

Ich habe das Buch der Fürstpröpste sowohl aus dem konsequent historischen Blickwinkel betrachtet als auch aus dem jener Leser, die gerne Geschichte und Geschichten zu fesselnder Lektüre miteinander verbunden sehen.


Zielgruppen des Buches: Der Historiker sucht verlässliche, auf Quellen und exakte Literaturrecherche gestützte Informationen. Der historisch interessierte Laie erwartet eine narrative, also erzählerische Darstellungsweise und zugleich eine gewisse Reduktion der historischen Informationen, dafür eine Auflockerung dieser Informationen durch Einsatz von erzählenden Quellen, Visualisierung durch Bilder und Personalisierung.


Lehrerin und Lehrer suchen nach Inhalten, die sich unterrichtlich umsetzen lassen, transferierbar sind, einen landes-, regional- oder lokalgeschichtlichen Befund aufweisen.

Schülerin und Schüler brauchen einen motivierenden Zugang zur Geschichte, Material für Projekte, und eine in Sprache und Aufbau verständliche Darstellung. Der Bücherfreund schließlich erfreut sich an der Einbandgestaltung, am Layout der Seiten, ebenso an der Bildauswahl und der Qualität der Wiedergabe.


Schließlich erwarten alle von dem Buch als einer regional- und lokalgeschichtlichen Publikation, dass sie den historischen Hintergrund für die tägliche Begegnung mit den Spuren der fürstpröpstlichen Zeit am historischen Schauplatz Ellwangen genauer kennenlernen. Denn es ist ja ihre Lebens- und Erfahrungswelt, deren historischem Gewordensein sie begegnen. Das macht doch den besonderen Wert landes-, vor allem regional- und lokalgeschichtlicher Publikationen aus.


Erwartenshaltungen an das Buch:

Die Gestaltung eines Buches - das Layout - und seine Inhalte stehen zueinander in Wechselwirkung. Wenn diese Wechselwirkung gelungen ist, leistet das Layout einen ganz wichtigen Beitrag zur Vermittlung der Inhalte. So z.B. trägt das Layout wesentlich zur Strukturierung der Inhalte bei und vermag damit dem Leser die Orientierung erleichtern.

Wenden wir uns also zuerst solchen strukturierenden Elementen in diesem Buch zu:

Dazu gehören die Wiedergaben der Äbte- und Pröpstetafeln, deren Originale sich in der Stiftskirche befinden. Die für alle Fürstpröpste daraus entnommenen Abbildungen geben dem Werk eine formale Geschlossenheit und verweisen zugleich inhaltlich auf die Kontinuität dieser geistlichen Einrichtung über die Jahrhunderte - eine Kontinuität, die auch im alten Chorherrnstift erkannt worden war, als man kaum 50 Jahre nach der Umstellung, also bald nach 1500, diese Tafeln anzulegen begann. Verständlich und konsequent, dass die Tafeln auch den Einband des Buches beherrschen.


Die durch sie erreichte formale Geschlossenheit des Buches wird noch dadurch verstärkt, dass die Wiedergabe stets an derselben Stelle erfolgt, jeweils links in den Auftaktdoppelseiten zu den Pröpste-Viten. Und mit diesen Auftaktdoppelseiten sind wir bei einem weiteren strukturierenden Element, das zugleich auf der rechten Seite mit den wichtigsten Daten zur Laufbahn des jeweiligen Propstes eine gezielte Informationsvermittlung im Vorfeld der biografischen Darstellung bietet. Diese Datenlisten sind auch ein Beweis für die Akribie, mit der der Autor gearbeitet hat. Jede fehlende oder nicht sichere Jahreszahl wurde von ihm durch Rücksprache mit den zuständigen Archiven abgeklärt (s.S.14). Das Biogramm selbst füllt in der Regel die darauf folgende Doppelseite, die wiederum mit einem konstanten strukturierenden Element ausgestattet ist, dem Wappen des jeweiligen Propstes oben links.


Zu den Inhalten des Buches:

Der Titel ,,Ihro fürstliche Gnaden. . .'' lässt zunächst vermuten, dass man es primär mit Viten der Fürstpröpste zu tun habe. Der Untertitel allerdings ,,Die Fürstpröpste von Ellwangen und ihre Kultur'' reicht weiter. Und das Inhaltsverzeichnis bestätigt dies.


Die rot markierten Zeilen verweisen auf die Biogramme der Fürstpröpste, die sich an die jeweilige Auftaktdoppelseite anschließen. Da die Überlieferungslage unterschiedlich ist, fallen diese auch hinsichtlich ihres Informationsgehaltes und ihres Umfangs unterschiedlich aus.

Daran schließen sich Zusatzkapitel zu weiteren Themen an, die miteinander, wie im Untertitel des Werkes angekündigt, die Kultur der Fürstpröpste vor unseren Augen entstehen lassen. Die darin enthaltenen Informationen sind teils am Beispiel des Fürstpropstes dargestellt, an dessen Kurz-Vita sie sich anschließen, teils sind sie epochenübergreifend formuliert. Teils werden sie in darstellendem Text angeboten, teils als Wiedergaben von Originalquellen.


Es sind Beiträge zur Ellwanger Herrschafts-, Rechts-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte, zur Kirchen- und Liturgiegeschichte, zur Geschichte der Künste und Wissenschafien und last not least zur Alltagsgeschichte. Ja selbst Überlieferungen, die wir heute vorrangig der Regenbogenpresse zuweisen würden, finden sich wie z.B. die Story von der Entführung des Fürstpropstes Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg in Schlangenbad 1709.

 

Herr Steuer hatte insgesamt bei der Auswahl der Themen eine glückliche Hand. Ganz besonders gilt dies aber für die Quellen zur Mentalitätsgeschichte der Zeit. Berichte über Feste und Feuerwerke gehören ebenso dazu wie Huldigungsgedichte und die Leichenpredigt für Fürstpropst Anton Ignaz (Fugger-Glött).


Es bleibt mir Ihnen viel Freude beim Betrachten dieser Bilder und dem Lesen dieses Buches zu wünschen.

 

Maria Würfel, Schwäbisch Gmünd,
Historikerin und Gymnasialprofessorin a.D.

 

 


Kontakt  
  Schlossmuseum Ellwangen
Schloss ob Ellwangen 12
73479 Ellwangen

Tel.: 07961/54380
Fax: 07961/969369
info@schlossmuseum-ellwangen.de
www.schlossmuseum-ellwangen.de
 
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